Europa trifft China – China trifft Europa
- Der Austausch von Wissen als Brücke zwischen Europa und China
Veranstaltungsreihe 1.5. – 15.6.2012 - Die Anfänge des Wissensaustauschs: Jesuiten-Missionare in China vom 16. bis zum 18. Jahrhundert
Ausstellung 3.5. – 3.6.2012
Für diese Veranstaltungsreihe gibt es auch eine eigene Webseite: www.europatrifftchina.de
Anlässlich des Chinesischen Kulturjahrs in Deutschland fand in
Bonn sechs Wochen lang ein ausgedehntes Programm statt, welches sich auf
ein halbes Jahrtausend der wissenschaftlichen Zusammenarbeit zwischen
Europa und China stützte. Besonders das Rheinland hat in der Person des
Kölner Kurfürsten Ferdinand (1577–1650) einen wichtigen Beitrag dazu
geleistet, zum Beispiel bei der Reform des chinesischen Kalenders, der
Erstellung des ersten Handbuchs deutscher Ingenieurskunst in China und
vielen weiteren Meilensteinen des globalen Wissenstransfers.
Während in Europa Inquisition und Gegenreformation herrschten, nahmen jesuitische Wissenschaftler die
lebensgefährliche
Reise nach China auf sich und konnten dort unter der Schirmherrschaft
des Kaisers Shunzhi (1638–1661) Fuß fassen. Mit chinesischen
Wissenschaftlern, die auch bei der Übersetzung der westlichen Werke ins
Chinesische halfen, gab es einen fruchtbaren Austausch. Die Chinesen
interessierten sich stark für Kalenderberechnungen, Mathematik und
Astronomie, die Deutschen schon damals für die sanfteren Methoden der
chinesischen Medizin. Eng mit der chinesischen Kalenderberechnung
verbunden war die Herrschaftslegitimation des Kaisers, so dass die
Arbeit der deutschen Jesuiten immer auch von politischer Relevanz war.
Auch wurden sie in Intrigen hineingezogen, und manche Schicksale endeten
tragisch durch Verurteilung oder Suizid.
Die Ausstellung
Die Ausstellung erzählte von dem Jesuiten Johann Adam Schall von
Bell aus Lüftelberg (Meckenheim, 1592–1666), der sogar zum
Staatsbeamten Erster Klasse aufstieg; von Johannes Schreck-Terrentius
(1576–1630), der als Erfinder naturwissenschaftlich-technischer
Fachsprachen gilt, und ihren Kollegen. Zudem wird der bedeutende Chinese
Xu Guangqi (1562–1633), Experimentalforscher in
Landwirtschaftstechnologie und Militärwesen sowie Vermittler zwischen
Europäern und Chinesen, präsentiert. Die Inhalte wurden durch reiches
Bildmaterial illustriert und in einer luftigen Konstruktion aus Bambus
inszeniert.
Die Ausstellung stand unter der Schirmherrschaft des Oberbürgermeisters der Bundesstadt Bonn, Jürgen
Nimptsch. Die Veranstalter waren das Ostasien-Institut e.V. und die Bonner Gesellschaft für China-Studien e.V. in
Kooperation mit der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, der Rheinische Friedrich-
Wilhelms-Universität Bonn und dem Kulturamt der Bundesstadt Bonn.
Der Ausstellungskatalog ist für 12 Euro inklusive Versand beim OAI erhältlich.
Das Programm
Zahlreiche Veranstaltungen fanden im Rahmen von Europa trifft China in Bonn und Umgebung statt. Das komplette Programm ist hier einzusehen. Im Folgenden werden einige Veranstaltungen besonders hervorgehoben.
Der Feierliche Auftakt
der Veranstaltungsreihe fand in am 1. Mai 2012 Zusammenarbeit mit der
Lüftelberger Dorfgemeinschaft e.V. auf dem Wasserschloss der Schall von
Bells in Lüftelberg, Meckenheim statt. Referenten aus Politik,
Wissenschaft und Kultur, wie Botschafter a.D. Dr. Hannspeter Hellbeck,
sowie Prof. Dr. Klaus Weber Sprachen über die Beziehungen zwischen
Deutschland und China und die Rolle Johann Adam Schall von Bells.
Ehrengast war der Nachfahre Johann Adam Schall von Bells, Graf
Schall-Riaucour.
Am 17. Mai trafen zwei komplett gegensätzliche Tanztraditionen aus Ost und West in einem einmaligen “Dialog der Kulturen”
in der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland
zusammen. Künster der Sichuan Oper aus Chengdu, darunter auch
Chinesischer Maskentanz, teilten sich die Bühne mit der Gruppe Cerna
& Vanek Dance des zeitgenössischen europäischen Tanzes. Organisiert
wurde dieser grenzüberschreitende Tanzworkshop in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt der Stadt Bonn
Am 31. Mai 2012 fand dann die Wirtschaftskonferenz China
im Dorint-Hotel in Bonn Venusberg statt. Thema war “Erfolgsfaktor
Wissen: Austausch auf Augenhöhe als Chance für die deutsche Wirtschaft
in China”. China-Experten, Wissenschaftler und Manager mit langjähriger
China-Erfahrung ließen uns teilhaben an ihren Erfahrungen in den
chinesischen Tochterunternehmen. Sie berichteten über
◦ best practice-Beispiele beim Aufbau belastbarer Prozesse und Strukturen,
◦ die Implementierung von IT Prozessen,
◦ die Erfahrungen beim Aufbau eines deutsch-chinesischen Führungsteams sowie
◦ Planungen von Projekten und Aufträgen in der VR China.
Das wissenschaftliche Symposium
„Europe meets China – China meets Europe“ – Beginnings of European-Chinese Scientific Exchange in the 17th Century
am 10. und 11. Mai 2012 in der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland
Dieses
internationale und interdisziplinäre Symposium befasste sich mit dem
Wissenschafts- und Technologietransfer zwischen europäischen Missionaren
und chinesischen Gelehrten im 17. Jahrhundert. Thema waren die Prozesse
und Ursachen der wechselseitigen Ablehnung und Aneignung von neuen
wissenschaftlichen Erkenntnissen und Technologien. Im Fokus standen
dabei die beiden Jesuiten Johann Adam Schall von Bell und Johannes
Schreck-Terrentius.
Die Referenten waren renommierte
Wissenschaftler aus China, Europa und Nordamerika. Neben Historikern und
Sinologen sind auch Vertreter der Naturwissenschaften der Frage
nachgegangen, wie etwa die jeweilige Ideologie die
naturwissenschaftliche Forschung beeinflusst hat. War die eigene Kultur
wie so oft ein Stolperstein für die Wissenschaft? Wie gelang es den
damaligen Gelehrten, das „Andere“ in ihre Forschungsarbeit zu
integrieren und diese Kooperation zu einem Riesenerfolg in der
Geschichte der Wissenschaft zu machen?
Vorträge:
Chair: Bernhard Führer
Thursday, May 10, 2012: „The Impact of Cross-Cultural Encounters on Individual Value Systems“
- Isaia Iannaccone:
The Challenge of Accommodation: The Case of Niklaas Trigault and Johannes Schreck-Terrentius - Pradeep Chakkarath:
What Can Cultural Psychology Contribute to a Better Understanding of the Chinese-European Encounter in the 17th Century? - Gregory Blue:
The Many Facets of Paul Xu Guangqi - Chen Hui Hung:
A Chinese Treatise Attributed to Paul Xu (1615): How the Jesuits in China Defined ‚Sacred Images‘ - Shu-Jyuan Deiwiks:
Some Cultural and Psychological Aspects of the Trial of Johann Adam Schal Before the Supreme Court of Peking – According to the Secret Manchu Documents - Li Xuetao:
Why Did Yang Guangxian Reject the Jesuit Mission?
Friday, May 11, 2012: „Cross-Cultural Encounters and Social Identity“
- Liam M. Brockey
The Unpublished Travels of a European Theologian in Late Ming China - Ralph Kauz
Transfer of Science and Technology from the Islamic World to China - Zhang Xiping
A Conversation between China and the West: The Missionaries at the Early Qing Dynasty and Their Research on the Book of Changes - Claudia von Collani
Kangxi’s Mandate of Heaven and Papal Authority - Manjusha Kuruppath
Adam Schall’s Relationship with the Court as Seen in the Netherlands and Flanders of the Period - Hans Waldenfels
The Jesuits‘ Mission in China and its Meaning for the Future
Der englischsprachige Konferenzband ist bei Monumenta Serica erhältlich.